Im September wird es soweit sein. RIM wird den Bold 9900 und damit auch seine neueste Betriebssystemversion einführen – OS7. Doch warum werde ich mich für einen Bold 9900 entscheiden und z.B. nicht für einen Torch2 9810 oder den bald darauffolgenden BlackBerry Touch.

Das Betriebssystem: OS7.

OS7 wird uns einige Neuerungen bringen, die unter das RIM Smartphone OS weiter an mittlerweile etablierte Consumer-Betriebssysteme rücken lässt. Dafür stellt RIM besonders den Entwicklern einige neue Möglichkeiten zur Verfügung. Mit der OpenGL ES 2.0 Unterstützung ist es so möglich, ziemlich ansehnliche Spiele für OS7 erhalten. Dazu gehört auch die sogenannte Window Manager API, die es erlaubt, OpenGL auch auf anderen Ansichten zu nutzen, als die, die der eigentlichen Anwendung gehören. Man denke dabei an Apps, die sich BlackBerry Maps zu Nutze machen und auf dessen Screen ihre eigenen 3D Symbole zu setzen.

Die Grenzen sind da sehr weit offen, wenn man in Betracht zieht, welche LocationBased-Anwendungen es bereits auf konkurrenzplattformen wie iOS oder Android geschafft haben. Diese  user-experience wird unterstützt durch den Einsatz eines Kompasses, der erstmalig in RIM BlackBerry Smartphones verbaut wird. Spätestens seit dem letzten Jahr die Standardausstattung in einem Oberklassetelefon der Konkurrenz ist ein digitaler Kompass. Nun findet auch dieser Einzug in RIM neustes top Telefon und macht damit besonders bessere Kartenapplikation möglich. Gerade auch im Zusammenspiel mit den bereits angesprochenen Schnittstellen kann es dann also gerne getrost in Richtung augmented reality gehen, wie bereits schon einmal kurz mit der Anwendung Wikitude auf dem BBWC gezeigt wurde.

Wikitude auf dem Bold 9900

 

Ebenfalls zentraler Bestandteil eines jeden OS7 Geräts bildet die NFC Kompatiblität, die in allzu naher Zukunft nicht viel mehr als ein kleines Features bleiben wird, mittelfristig die Unterstützung RIMs insbesondere im Enterprise-Segment dem Standard aber viel Aufwind bereiten wird. Ansonsten bringt uns OS7 natürlich noch einige kleine Tweaks mit, wie einen schnelleren Browser durch einen just-in-time JavaScript Compiler und die Möglichkeit, die Panes des Homescreen selbständig zu definieren.

Das 9900.

Es ist genau das Telefon, was man sich als BlackBerry Nutzer schon immer gewünscht hat. Der Ursprung und damit auch der Vater des Geräts ist nicht verkennbar ein Bold 9000. Als ehemaliger Besitzer dieses Geräts lernte ich seine großzügige Tastatur und die wirklich ausgesprochen gute Verarbeitungsqualität schätzen – bis auf den Trackball.

Größenvergleich der europäischen Bold-Baureihe

 

Insgesamt 4-Mal ließ ich mein 9000 tauschen, da der Trackball hinüber war. Das RIM aufgrund dieser enorm hohen return-rates eine Art Trackpad einführen würde, war da bereits abzusehen. Erste geleakte Bilder des damals noch „Magnum“ bezeichneten Geräts aus dem Jahr 2009 zeigten bereits den Ansatz, den RIM in Zukunft verfolgen würde wollen, ein fullsized Bold 9000 mit Touchscreen.

erstes Sample des 9900 von 2009 (Magnum)

 

Allerdings war man zu diesem Zeitpunkt noch mit Trackball und OS 4.6 unterwegs. Die Zeit war schlichtweg noch nicht reif für dieses Gerät. Knapp zwei Jahre später steht das Gerät nun in den Startlöchern und wird wieder überzeugen können. Meine zwei Monate mit einen Torch 9800 konnten mich einfach nicht davon überzeugen, kein Keyboard mehr in der ersten Sekunde der Bedienung des Geräts in der Hand halten zu können. Zu sehr war ich auf Quicklaunch fixiert und hatte meine everyday-use-Anwendungen ausgeblendet.

Mit Nutzung der englischen Systemsprache wird es einem auch ermöglicht, die unterstrichenen Buchstaben einer Anwendung zu nutzen, so konnte man den BBM mit einem Druck auf die Taste „n“ in Millisekunden starten. All dies entfiel nun also beim Torch. Einzig der schnelle Webbrowser und das gute Ausnutzen des Vorhandenseins eines Touchscreens von OS6 machten den Umstieg auf meinen alten 9700 mit OS6 nicht allzu leicht. In der Folge passierte es des häufigerem, dass ich in der Kameraanwendung versuchte auf meinem Bold Bildschirm „herumzutouchen“, um z.B. das Kameralicht anzuschalten, welches in OS5 noch über die Spacebar togglebar war, in OS6 jedoch wegrationalisiert wurde. Nicht wirklich zufrieden war ich die ganze Nutzungsdauer über mit der Tastatur des 9700. Man wollte das Gerät schlanker machen, allerdings war eine deutlich kleinere Tastatur der Preis. Schnell wünschte man sich einen 9000 mit aktueller Hardware. Als auch der Torch eine aus meinen Augen mehr als zweifelhafte Tastatur mitbrachte, war nun also klar, mein nächstes Gerät müsste zwar eine vollwertige, Bold 9000-artige, nicht ausziehbare Tastatur haben, ein Touchscreen würde allerdings sehr von Vorteil sein. RIM tat mir diesen Gefallen und kündigte auf dem BBWC offiziell den 9900 an. Da dieser auch über enorme Rechenleistung mit seinem 1,2 GHz Prozessor verfügt, wird RIM sicherlich nicht dem Versprechen von „Liquid Graphics“ schuldig bleiben. Der Browser soll 30% schneller agieren, was man auf ersten preview-Videos durchaus bestätigen konnte. Auch wenn der Akku etwas kleiner geraten ist (1230mAh) als beim Bold 1 und 2, so soll dieser noch wenigstens die gleiche Laufzeitleistung bewerkstelligen. Gelöst wird dieses durch ein intelligenteres Stromsparmanagement und wesentlich energieeffizientere Chipsätze. Somit stellt der Bold 9900 einen würdigen Nachfolger für den 9000 da und wird deshalb mein nächster BlackBerry.