Heute vor genau einem Jahr waren wir um diese Zeit bereits auf dem Weg zum BlackBerry 10 Launch-Event. Die Spannung war damals unerträglich hoch und zu diesem Zeitpunkt habt auch ihr voll mit uns mitgefiebert, da unser Blog bereits kurz vor dem Start der Keynote vor Anfragen zusammengebrochen ist. Grund genug auf das letzte, turbulente Jahr von BlackBerry zu schauen und einen Ausblick zu wagen, wie es mit dem Betriebssystem und dem Unternehmen weitergeht.
Schon vor dem 30.01. gab es allerhand Aktivitäten auf dem Weg zu BlackBerry 10. Bereits im Juni 2012 wurde uns auf der BlackBerry Jam in Berlin eine erste Demo gezeigt. Im Kern als Tablet OS gestartet, wurde schnell klar, dass die wesentlichen Grundlagen des Betriebssystems auch für eine vollkommen neue Generation von Smartphones eingesetzt werden sollten. In dieser Umbruchsphase erwies es sich als durchaus als Glücksgriff, die Softwareschmiede QNX erworben zu haben, dessen Kompetenzen bis dato eher im embedded Bereich lagen. Mit einer Reihe von weiteren Zukäufen entstand also das Betriebssystem, das bis heute als das produktivste Betriebssystem am Markt gelten kann.
Im Januar letzten Jahres startete man also die neue Generation von Smartphones BlackBerry untypisch mit einem Fulltouch-Gerät, dem Z10. Für die damaligen Unternehmensführung um CEO Thorsten Heins war es wichtig, auf die Erfordernisse des Marktes zu reagieren und zu unterstreichen, wie ernst BlackBerry es mit BlackBerry 10 meint. Dennoch waren dem knapp ein Jahr zuvor berufenen CEO Thorsten Heins an dieser Stelle die Hände gebunden. BB10 für Geräte mit Tastatur war zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellt. Die Entwicklung des neuen Betriebssystems lief zum Januar hin auf Hochtouren, Wochen vor dem Release gab es fast täglich Updates für die Pressesamples. Auch wenn auf Grund dessen die Reviews in der Welt durchwachsen waren, im Prinzip konnte BlackBerry 10 fast alle direkt überzeugen. Es gab zwar keinen Homebutton und WhatsApp ließ sich in der BlackBerry World auch nicht finden, dennoch konnte das OS schon an vielen Stellen überzeugen und der Konkurrenz einen Schritt voraus sein. Noch heute gilt die onscreen-Tastatur (für uns berechtigt) als die beste Tastatur am Markt. Getting Things Done war schon immer ein Motto von BlackBerry welches mit diesem OS unter Beweis gestellt werden konnte.
Neben all den positiven Dingen wollen wir allerdings auch einige negative Dinge nicht komplett aus dem Auge verlieren. Die Hardware-Tastatur Nutzer wurden hintenangestellt, für Consumer relevante Apps waren stellenweise nicht verfügbar. Nach einem euphorischen Start und dem Release des Q10 gegen Ende April wurde auch dem letzten Nutzer klar, dass mittlerweile mehr dazugehört, als einfach nur ein gutes OS und gute Hardware zu bauen. Also wurde das gute OS im Laufe des Jahres noch besser gemacht. Mit 10.1, 10.2 und 10.2.1 wurden immer wieder Features ergänzt oder verändert. Dabei legte man auch besonders auf das Wert, was die Nutzer nicht wirklich gelungen fanden. Der nachfolgende Slide zeigt die BlackBerry 10 Roadmap bis zum Update 10.2.1.
Um beim Consumer weiter zu punkten und auch bestimmte Unternehmensteile im Laufe des schwelenden Verkaufs von Anteilen des Unternehmens attraktiv zu gestalten, ging man den Weg, BBM für Android und iOS zu veröffentlichen. Nach mehreren schmerzhaften Verschiebungen ging BBM for all dann online und konnte direkt eine große Anzahl an neuen Nutzern verzeichnen. Bis dato nutzen ca. 90 Millionen Personen BBM, das ist ein Bruchteil von WhatsApp, aber eine riesige Anzahl für den Messenger eines Smartphone Herstellers. BlackBerry wird auch hier die Aktivitäten weiter ausbauen, so steht das Release mit Voice- und Video-Calls sowie Channels für Android und iOS bereits vor der Tür.
Im Oktober legte man dann noch einmal Hardware-seitig nach: Es erschien das Z30, welches bis heute das aktuelle Top-Modell ist, das Z10 in die Mittelklasse verdrängte und vor allem bei diesem für einen niedrigeren Preis sorgte. Nebenbei bemerkt haben wir im letzten Jahr 33 Videos rund um BlackBerry 10 mit einer Gesamtlaufzeit von 3 Stunden und 50 Minuten erstellt.
Der Fokus von BlackBerry war zu dieser Zeit nicht mehr klar zu überblicken. Einerseits wollte man mit High-End Consumer Geräten (Z30) zeigen, dass man auch dort eine gute Vorstellung abliefern kann. Das ist allemal gelungen, doch blieb die Frage offen, ob es das ist, was BlackBerry auszeichnet oder auszeichnen soll?
Natürlich nicht, würde jetzt wohl der amtierende CEO John Chen sagen, der nach Wochen der Ungewissheit und Spekulation um einen Verkauf von Anteilen von BlackBerry an zig verschiedene Unternehmen das Heft von Thorsten Heins in die Hand genommen hat. Heins hat es zwar geschafft BlackBerry in die richtigen Bahnen zu leiten, ab und an waren aber ein paar Abzweigungen zu viel dabei, die in diesem Business knallhart bestraft werden. Chen wird das Unternehmen stringent auf den Geschäftskunden ausrichten. Das ist das, was BlackBerry vor Jahren ausgezeichnet hat und noch immer auszeichnet: Tastatur, Sicherheit, Produktivität. Wir sind uns sicher, dass auch der Consumer noch in Chens Hinterkopf zu finden ist, jedoch wird er mit seiner Ex-SAP Mannschaft an der Spitze zunächst alles dafür tun, dass Unternehmen schnell wieder profitabel zu machen. Dabei merkt man ganz besonders ihm an, dass er auch vor womöglich unbeliebten Entscheidungen nicht zurücksteckt: Innerhalb von einem Monat die halbe Führungsetage auszutauschen, kann man heute nicht mehr von jedem „Retter“ erwarten. Dazu die BlackBerry Live abgesagt und das Geräte-Lineup gekürzt. Er ist eine strategische Partnerschaft mit Foxconn zur Produktion eines „Billig-BlackBerry“ für aufstrebende Märkte eingegangen. All dies sind Dinge, die man nur mit einer enormen Zielorientierung verfolgen kann. Nachdem mit Schuldverschreibungen und frischem Kapital von Fairfax auch der finanzielle Aspekt zunächst gesichert ist, kann es nun endlich wieder Bergauf gehen. Offen bleibt Chens Umgang mit den Verkäufen von Geräten mit BlackBerry10, diese liegen leider noch immer hinter OS 7 Geräten zurück.
Wir werden in diesem Jahr noch tolle neue Smartphones von BlackBerry erleben dürfen. Die Unterstützung der Entwickler wächst noch immer stetig. Die Möglichkeit Android-Apps beinahe schneller als auf wahren Android Smartphones laufen zu lassen zeigt uns, dass BlackBerry eine Vielseitigkeit hinsichtlich der Apps geschaffen hat, die dem Angebot der Konkurrenz nicht mehr wirklich nachsteht. BlackBerry 10 wird sich weiter entwickeln. Auch für uns war das erste Jahr mit BlackBerry 10 aufregender denn je. Wir durften dank BlackBerry so einige tolle Augenblicke erleben und könnten viele weitere Seiten mit einem Rückblick füllen. Am Ende verbleiben wir aber mit einem lieben Gruß an unsere Freunde von BlackBerry und sagen:
Danke! Dieser Beitrag spiegelt einerseits den tapferen Pioniergeist des kleinen Smartphone-Herstellers aus Kanada wieder, andererseits aber auch die Länge des Wegs, der noch vor den tapferen Schergen des jetzigen CEO Chen liegt… Schon jetzt verdient Chen in seiner Konsequenz und seiner erkennbaren Loyalität zu BlackBerry ein Platz in det Hall of Fame in Waterloo. Als Die-Hard-Fan mit der Mission fehlgeleitete iOS- und Android-Sheeps auf den Pfad der OS10-Erkenntnis zu bringen, beobachte ich mit Freuden die Fortschritte von BlackBerry und hoffe, dass die steigende Qualität und das unglaubliche Potential der OS10/QNX irgendwann die Marktignoranz und Androidhörigkeit überwinden wird… Ich freue mich auf den Moment, wenn ich die neidvollen Blicke auf meinem BlackBerry spüre und mit einem schadenfrohen Anflug von Arroganz „Ich hab’s ja gesagt!“ allen Apple- und Samsungjüngern entgegen werfen darf… Aber die Geduld habe ich!:-)
… alles dreht sich um BB10 und für die alten und treuen Usern mit BB7 wird nix getan. Glaube nicht, dass es auf Dauer funktioniert, zumal die alte Plattform deutlich vorn liegt. Ich frage mich, warum man nicht ein Gerät wie das Bold 9900 mit BB 10 entwickelt wird. Diese Gerät verbindet doch Hardtastatur-Freunde wie Touchscreen-Fan gleichermaßen. Und ohne passendes Marketing geht eh nichts – „keep on moving“ hat keiner begriffen.
Sind dafür die Q5 und Q10 denn nicht da?
Q10 und Q5 haben nur die harte Tastatur und keinen zusätzlichen Touchscreen wie das Bold 9900.
Schau dir doch einfach noch mal unser Review zum Q10 an. Q5 und Q10 haben natürlich einen Touchscreen.
Sorry, ja natürlich mit Touchscreen, war irgendwie neben mir. Aber die Wahl zwischen Touchscreen-Nutzung oder Trackpad-Verwendung gibt es nicht, oder habe ich da auch was verpasst?